Wie bitte?
Was? Rurrenabaque [Rurren – (n)a – Backe], kurz Rurre? Ein ungewöhnlicher Name,
der uns schon eine Weile verfolgt. Das erste Mal haben wir von Dagmar und
Manfred, vor ca. 2 Monaten, davon
gehört und die beiden meinte schon: „Das ist kein Problem mit eurem Auto dahin
zu kommen“. Und nach einigen Befragungen von lokalen Leuten und nach der
Überzeugung von Christina sind wir schlussendlich am Samstag den 20.05 Richtung
Yungas Straße und Rurre aufgebrochen. Zu eurer (evtl.) Enttäuschung können wir
noch nicht von der "Todesstraße" berichten, da wir Richtung Norden bergab in die
Tropen, zunächst die ausgebaute Passstraße gefahren sind, um dort das Camp für
für die Weiterreise aufzuschlagen. Das heißt, nach dem Verkehrschaos in La Paz
und 4500m Passhöhe ging es auf ca. 1100m ü. NN auf einem Campingplatz in der Nähe
von Coroico. Die Temperaturen, die Luftfeuchtigkeit, das Wetter, die Vegetation
haben sich innerhalb von wenigen Stunden drastisch geändert – welcome to the jungle!
Nichts ahnend und kämpfend gegen die Mücken und Sandflies sind wir ins Bett,
unser Moskitonetz dank der Magneten von Beat und Betty bestens in Berta
befestigt, konnten wir noch eine Nacht im halbwegs gemäßigten Klima verbringen.
Was heißt
es nach Rurre zu kommen? Die nächsten ca. 330km sind, sagen wir mal, eine Mix
aus 15m breiter Asphalt- oder Schotterstraße, Schlaglöchern oder Erdrutschen,
Pass- oder Todesstraße! Um diese zu bezwingen werden glückerlicherweise am Sonntag
die Bauarbeiten gestoppt – die Straße ist offen.
In der
Nacht fing es natürlich an zu regnen und Torstens Bedenken hinsichtlich der
Straßenverhältnisse ohne Allrad gingen ins negative. Zur Aufstehenszeit regnete
es wie aus Kübeln, wir blieben liegen und verabschiedeten uns langsam von dem
Gedanken nach „Rurre“ zu kommen. Gegen 09:30 Uhr drehte Petrus den Wasserhahn zu und
wir konnten endlich auf Toilette und die Campingbesitzerin fragen, ob der Weg
nach Rurre möglich wäre. Sie teilte uns mit, dass es mehrere Tage zuvor keinen
Regen gab und die Straße passierbar sei und die Locals fahren sowieso mit ihren
frontangetriebenen Toyota Taxis. Also entschieden wir uns für einen
„Blitzstart“ und fanden uns 10:15 Uhr bereits auf der Straße nach Caranavi
wieder.
Anfangs Asphalt
und Spurwechsel – wir fahren links, die anderen rechts. Dann ging es gleich
super los – vor uns fuhr ein Schwerlasttransporter mit Bagger hinten drauf und
das genau auf der engen Umfahrung der Tunnelbaustelle – dann Stopp, Fahrzeuge kamen
uns entgegen, der LKW blieb einfach stehen und nach Auflösen des Verkehrsknäuel
schlichen wir weiter diesem hinterher. Wir dachten uns: „Gefühlte 40 Tonnen
fahren da gerade an einer supersteilen Hangseite den Berg entlang – bei Regen!“
Nachdem wir an dem „Dicken“ vorbei waren, machten wir Fortschritt, über Stock
und Stein und Asphalt erreichten wir nach ca. 2h und 65km Caranavi. Das ging
eigentlich – dachten wir uns.
Die Bedingungen eher suboptimal |
Der Tunnel ist noch nicht fertig - also links herum... |
...dem Schwerlasttransporter hinterher |
Vorbei an zahlreichen Schlaglöchern ging es in
die nächste Baustelle, feinster Schotteruntergrund verleitete zum schnell fahren
und wir freuten uns. Leider hatte der Regen hier schon recht gut gewirkt. Wo
auch anders, als bergauf, erreichten wir ein sehr aufgeweichtes Stück und mussten
natürlich anhalten, da die bergab fahrenden LKW’s das Spiel gewonnen hatten –
Mist. Wir wollten weiter – keine Chance. Wir ließen uns zurück rollen auf die
Spur der Trucks und von da aus schaffte es Berta uns hoch zu wühlen – Herzklopfen
pur!!! Gleich darauf kam die nächste Herausforderung - natürlich gab es in der
Nacht einen Erdrutsch, der glücklicherweise vom Bagger gerade geräumt wurde. Jedoch
hatten die schweren Baugeräte tiefe Furchen inkl. Wasserlauf kreiiert. Der
Bauarbeiter winkte uns durch, wir fuhren bis zur Schwellerkante im
Schlammwasser durch – yeha geschafft!
Kurz darauf
trafen wir auf Daniel und Anita + 2 weitere Reisende (Murphy + Tim aus
Deutschland), die gerade von Rurre zurückkamen - kurze Pause,
Streckeninfo-Austausch und weiter ging es – keine Zeit verlieren. Natürlich
musste gleich danach wieder ein kleines Highlight kommen, ein Taxi steckte
fest, ein weiteres gleich danach! Wir schauten uns die Kampflinie der weiteren
Fahrzeuge an und beschlossen – Augen zu und durch. Mit der Getriebebefestigung
rasierten wir die tiefen Spurrillen und schaukelten uns in Schieflage durch.
Puhhhh..... die weiteren 100km ballerten wir weiter, immer die Zeit und den
Sonnenuntergang im Auge. Von mega fiesen riesen Kieselsteinen, die den
Unterboden von Berta beinahe zertrümmerten über wechselnde Fahrspuren und
Schlagloch-Bingo erreichten wir... eine weitere zerfahrene Stelle, na klar.
Wieder Kampflinienanalyse und wir wühlten uns durch, der Abschlepphaken setzte
so mies auf, dass die Karosserie zitterte und wir mit Berta litten. Der Truck
gegenüber blieb zum Glück stehen und wir konnten auch diese Passage
„unbeschadet“ überstehen.
Da geht es jetzt lang... |
...wieder eine Tunnelumfahrung |
Die Straße als Rinnsal |
Das Wetter ändert sich in 20min. Abständen |
Nun rückte der GPS Punkt, der die neue Asphaltstraße
ankündigte immer näher, ca. 3km noch bis wir auf himmlischen neuen schwarzen Bodenbelag fahren könnten. Die Erleichterung bereits ins Gesicht geschrieben,
versetzte uns der Endgegner die Stirn wieder in Sorgenfalten. Es kämpften sich
wieder Taxis einen total zerfurchten Abhang hinauf, die Passagiere draußen schauten
den Akrobaten zu, wie sie ihre „Familienkombis“ durch den Schlamm trieben. Nun waren
wir dran, diesmal zum Glück bergab ging es wie auf Schmierseife den Weg hinab,
um dann wirklich, nach ca. 6h und 200km die neue Straße zu erreichen. Ein
Traum, Berta glitt ohne Klappern dahin, der Tacho zeigte ungewohnte 60-100km/h
an. Die letzte Konzentration galt den massiven Straßenbeschädigungen, die die
Straße bereits nach einer Regensaison erlitten hatte. Egal – tanken, kurzer
Lunch (gegen 16 Uhr) und Fahrerwechsel, damit Christina die finalen 100km
zurücklegt.
Unser Endgegner vs. Toyota Taxi |
Zum Glück fahren wie nicht mehr Bus ;) |
Kurze Stärkung |
Tropentankstelle |
Nach ca. 8h
erreichten wir tatsächlich Rurrenabaque und bogen in die Einfahrt zum
Campingplatz. Jetzt kommt eigentlich das Unfassbare: Nach der Tortur kamen
wir die mit runden Steinen gepflasterte Zufahrt nicht hoch – unglaublich.
Wir rutschten wie auf Glatteis hinunter, selbst mit starkem Anlauf schafften
wir nur ca. 60 % der Steigung und mussten gefasst wegfahren. Dann war alles egal,
Bier und Pizza! Beratung über den Nachtplatz und die Eindrücke wirken lassen...
Jetzt kann
das eigentliche Abenteuer Rurrenabaque anfangen ;) !
Der 2. Teil
folgt in Kürze und später mehr Fotos und Details zur Yungasstraße!
Viele liebe
Grüße aus dem Dschungel!
Christina
und Torsten!
(Max
Adventures Tour Büro / Hotel Oriental - Rurre)
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