Um den
ganzen Sonntag für die Rückfahrt nutzen zu können, standen wir zeitig auf und
um 08.15 Uhr befanden wir uns schon auf der Straße. Es war bewölkt bis neblig
und es regnete immer wieder leicht – keine guten Vorzeichen für die im Bau
befindliche Straße. Die ersten 150 asphaltierten Kilometer legten wir zügig
zurück, notwendigerweise immer wieder im Slalom, um den Schlaglöchern
auszuweichen. Wirklich unglaublich wie Mutternatur sich im Eiltempo die neu
gebaute Trasse unter ihre Finger krallt -> Fotos!
Zu Beginn
der Schotterstraße machten wir wieder Fahrerwechsel und Torsten setzte sich ans
Steuer – Gott sein Dank! Nach dem ersten sehr nebligen Pass – Sichtweite von gefühlten
10m – besserte sich das Wetter und auch der Straßenzustand war besser als
erwartet. Klar, manche Stellen waren immer noch heikel – trotz 2-spuriger
Fahrbahn war nur eine befahrbar, weil sich die rasenden Taxis und LKWs immer nur
die beste Seite aussuchten, wobei nicht viel Platz zum Ausweichen übrig bleibt. Auch
unser „Endgegner“ und Abschlepphakenzerstörer von vor 7 Tagen wurden über die
Woche glücklicherweise planiert – sehr fein.
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Planierter Endgegner |
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Weiterhin zähe Fahrbedingungen... |
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Nachdem wir heil und ohne große
Probleme im ersten größeren Ort ankamen, stellten wir uns schon mental auf das
2. Teilstück ein, was uns auf der Hinfahrt einige Zitterpartien bescherte. Immer
darauf wartend, dass diese haarigen Stellen, also wo die Taxis stecken blieben
etc., kommen und wir da wieder durchmanövrieren müssen. Die Straße blieb aber
verhältnismäßig gut und plötzlich befanden wir uns wieder auf der Asphaltstraße kurz vor Caranavi – wo waren also diese heiklen Passagen geblieben!? Die einzige Erklärung konnte
sein, dass die Bauarbeiter über die vergangene Woche ganze Arbeit geleistet
hatten und die Straße in wirklich guten Zustand versetzten. Die leicht
aufgeweichte Schotterstraße ließ sich „gut schmierig“ fahren und uns flog der
Dreck nur so um Berta.
Wir waren sowas von erleichtert, zeitlich waren wir auch
bestens unterwegs – es war erst gegen 13.30 Uhr – und so gönnten wir uns in
Caranavi ein Mittagessen. Dabei ließen wir die Strecke Revue passieren und uns
ist klar geworden, dass am Wochenende zuvor der Regen einige Erdmassen auf den eigentlich
fertigen Schotteruntergrund geschoben hatte und so die „Stecken-bleib-Stellen“
entstanden waren. Für die Bauarbeiter muss das bedeuten, dass nach jedem Regenfall die Strecke neu errichtet werden muss, weil Tonnen an Erde irgendwo runtergekommen
sind.
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Und immer wieder die Trucks |
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Das tolle Schild soll anzeigen links zu fahren! <- |
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Erdrutschumfahrung |
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Aufgeweichte Straße |
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Brücke kurz vor der Fertigstellung (oder auch nicht) |
Das letzte
und dritte Teilstück zum Tagesziel Coroico fuhren wir diesmal teilweise bei Sonnenschein, was die Strecke auch nicht mehr so spooky wirken ließ. Wobei die
Tunnelumfahrungen, umgefallenen LKWs und abgebrochenen Straßen nach wie vor
nicht den beruhigensten Eindruck hinterließen. Vor uns rollten Brocken auf die
Straße, die sich gerade aus dem weichen Seitenhang gelöst hatten – Spitze!
Aber
trotz dessen erreichten wir Coroico recht zügig. So fuhren wir diesmal hoch in
den Ort, um uns einen Schlafplatz zu suchen. Wir wurden mit runden Steinen
gepflasterten Straßen und sehr steilen Gassen empfangen – Erinnerungen an die Auffahrt-Misere
in Rurre wurden wach! Dennoch erreichten wir heil den Campingplatz Gekko bei
Luis mit einer spektakulären Aussicht ins Tal und auf die umliegenden Berge.
Dies entschädigte für den langen Fahrtag. Generell war Coroico einen Abstecher
wert, das Panorama und das leckere Abendessen in der „Backstube/Carlas Garden
Pub“ überzeugten uns endgültig.
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Ausblick vom Hostal/Camping Coroico |
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Schmutzige Berta |
Der nächste Tag begann mit einem Frühstück gerichtet von Luis, mit
außergewöhnlicher Qualität, im Garten und Blick ins Tal und auf die nahe Herausforderung
– Yungas Straße, Death Road, Totesstraße, Ruta de la Muerte...
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Guten Morgen... |
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...und los! |
Bevor wir
so tollkühn ins Abenteuer fuhren mussten wir erstmal die Straße am Campingplatz
wieder hoch kommen. Mit Schwung donnerten wir die gepflasterte Straße hinauf und
schafften es tatsächlich beim ersten Anlauf, aber unser Puls war jetzt schon
auf 180, am frühen Morgen. Auf ging es Richtung Yolosa, dort fängt die
vielbesagte Straße an. Als erstes ging es gleich durch ein Bächlein – zum
aufwärmen.
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2. Warmfahrübung |
Weiter
fuhren wir entspannt den Berg hinauf, die Straße im regen Wechsel zwischen 1
oder 2 Spuren, aber top geschottert. Nach einigen Höhenmetern erreichten wir
unseren Puls-Höhepunkt des Tages. Vor uns lag ein steiler Anstieg mit Rechtsknick.
Wir fuhren hoch in den Scheitelpunkt der Kurve und Torsten stoppte in der
Annahme es geschafft zu haben... logisch musste Christina davon ein Foto
schießen bis Torsten die Fahrt fortsetzen wollte ( - wie DUMM - ). Dann rollte
Berta ein Stück zurück und Torsten versuchte anzufahren! Kein Grip, die Räder
drehten leicht durch. Torsten versuchte
nicht weiter die Räder „wickeln“ zu lassen, um Berta nicht seitlich in Richtung
Abgrund zu treiben. Christina versuchte rückwärts einzuweisen und Torsten die Bremse
gefühlvoll zu lösen. Jedoch war es so rutschig, dass die eingeschlagenen Räder
nicht in die Richtung wollten, wie es das Lenkrad vorgegeben hatte. Dennoch schafften wir
es Berta auf dem schmalen Stück rückwärts herunterrollen zu lassen. Anlauf und wieder hoch! Torsten unterschätzte die bereits zurückgegangene Motorleistung (aufgrund
der Höhe) und am Scheitelpunkt verreckte, im 2. Gang, fast der Motor – F*** –
schon wieder die gleiche Stelle. Wahhhhhh!!! Selbes Spiel und diesmal mit genügend
Schwung und Kampflinie konnten wir diesen Punkt endlich hinter uns lassen. "Na
hoffentlich kommen keine weiteren Pulshochtreiber" - dachten wir uns.
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Das sieht echt nicht steil aus, war es aber!!! |
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Der "dumme Stopp" |
Wir konnten
zunächst die weiteren Kurven nicht genießen, irgendwie saß das tief in den
Knochen. Wir kletterten weiter (in Summe ca. 2000Hm auf 30km) und die Vegetation
schien die Straße in ihren Besitz zu nehmen. Links und rechts grün, von oben
Wasser, am Straßenrand ging es sau steil hinab. Laut Artikeln im Internet
handelt es sich um einen der steilsten Abgründe der Welt. Mehrere hunderte
Meter konnten wir teils hinunterschauen. Da auf der Straße Linksverkehr
herrscht, blieben wir immer schön an der „Bergseite“ (Grund: Man fährt bergab
links am Abgrund, sodass die links sitzenden Lenker bei Gegenverkehr besser den Fahrbahnrand/Abgrund einsehen können). Auch ist kein regulärer Betrieb mehr auf der Straße,
lediglich die Mountainbiker kamen uns entgegen und deren Tourbusse. Überhaupt Gegenverkehr,
wie vor 2006, mussten wir nicht (be)fürchten. Bevor wir jedoch auf die
Adrenalinjunkies trafen, kamen wir an einer der „Hauptattraktionen“ an. Einer
lang gezogenen Rechtskurve, einspurig, nass und übersät mit Wasserfällen, die
sich bereits 100m oberhalb auf die Straße ergossen. Wow, was für eine
Atmosphäre, Fotoshooting war angesagt. Christina fuhr, Torsten knipste und
anders herum. Die Dusche war ganz nett für Berta, so fuhren wir absichtlich
langsamer durch, um den Brust hohen Schlamm abzuwaschen. Wir „alle“ waren
klitschnass und fuhren weiter, immer wieder ergaben sich tolle Fotomotive und
die Kante zum Abgrund war unfassbar. Man musste immer neugierig schauen und
dann wieder zurückspringen, weil man bemerkte, dass es da verdammt nochmal tief
runter ging. Hier wird jeder kleinste Fehler mit großem Unglück bestraft! Wir blieben unserer Spur treu, schossen ein paar coole Brückenfotos und wichen vorbei rauschende Radelfahrern aus. Wir passierten
auch unzählige Kreuze teils von Motorradfahrern, Mtb-ern oder Busunglücken. Nach ca. 3h war der Spuk vorbei und wir fuhren
auf die „neue“ Passstraße (seit 2006), um weiter Richtung La Paz und Titicacasee zu
kommen.
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Duschen... |
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Straßenverlauf mit 1,5 Spuren |
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Approach ins Grüne |
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...wieder duschen... |
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...und nochmal |
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Wasserfälle von weit oben |
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Das kleine Kind kommt heraus |
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Unglaublicher Blick |
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Puente de Diablo |
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STEEEEIIIILLLL |
NATÜRLICH,
hatten die „La Paz-er“ wieder mal Straßen-/Sitzblockaden errichtet, sodass die Haupstraße durch La Paz zu war. Na toll – auf geht’s in die kleinen supersteilen Gassen und
so versuchten wir das Chaos zu umfahren. Mit regelmäßigen Wutausbrüchen und
harter Fahrweise schaffte es Torsten uns nach ca. 2h aus dem Großraum La Paz zu
boxen. „Boar ey wat für ein Gefahre, Mann!“ Endlich draußen, mussten wir nur mehr durch El Alto durch. Leider gab es die Auffahrt zur Transitroute Richtung See noch nicht (Erdwall). Wie um Himmels Willen soll man auf die neu gebaute Straße (fast fertig) kommen?! Wieder irrten wir durch die Gassen, bis wir nach einer nicht unwesentlichen Flussdurchquerung (im Stadtgebiet) endlich die richtige Asphaltstraße fanden.
Nach diesen
recht vielen Abenteuern in den vergangenen Wochen ist Pause angesagt.
Peru - Puno, Inseln und vieles mehr im nächsten Bericht...
...bis
dahin,
Lots of
Love from Peru – Christina und Torsten
(Casa
Blanca – Puno, Peru)
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