Direkt zum Hauptbereich

Auf nach Rurrenabaque und ab in die Pampa – Teil 1 [20.05 – 27.05.2017]

Wie bitte? Was? Rurrenabaque [Rurren – (n)a – Backe], kurz Rurre? Ein ungewöhnlicher Name, der uns schon eine Weile verfolgt. Das erste Mal haben wir von Dagmar und Manfred, vor ca. 2  Monaten, davon gehört und die beiden meinte schon: „Das ist kein Problem mit eurem Auto dahin zu kommen“. Und nach einigen Befragungen von lokalen Leuten und nach der Überzeugung von Christina sind wir schlussendlich am Samstag den 20.05 Richtung Yungas Straße und Rurre aufgebrochen. Zu eurer (evtl.) Enttäuschung können wir noch nicht von der "Todesstraße" berichten, da wir Richtung Norden bergab in die Tropen, zunächst die ausgebaute Passstraße gefahren sind, um dort das Camp für für die Weiterreise aufzuschlagen. Das heißt, nach dem Verkehrschaos in La Paz und 4500m Passhöhe ging es auf ca. 1100m ü. NN auf einem Campingplatz in der Nähe von Coroico. Die Temperaturen, die Luftfeuchtigkeit, das Wetter, die Vegetation haben sich innerhalb von wenigen Stunden drastisch geändert – welcome to the jungle! Nichts ahnend und kämpfend gegen die Mücken und Sandflies sind wir ins Bett, unser Moskitonetz dank der Magneten von Beat und Betty bestens in Berta befestigt, konnten wir noch eine Nacht im halbwegs gemäßigten Klima verbringen.

Was heißt es nach Rurre zu kommen? Die nächsten ca. 330km sind, sagen wir mal, eine Mix aus 15m breiter Asphalt- oder Schotterstraße, Schlaglöchern oder Erdrutschen, Pass- oder Todesstraße! Um diese zu bezwingen werden glückerlicherweise am Sonntag die Bauarbeiten gestoppt – die Straße ist offen.

In der Nacht fing es natürlich an zu regnen und Torstens Bedenken hinsichtlich der Straßenverhältnisse ohne Allrad gingen ins negative. Zur Aufstehenszeit regnete es wie aus Kübeln, wir blieben liegen und verabschiedeten uns langsam von dem Gedanken nach „Rurre“ zu kommen. Gegen 09:30 Uhr drehte Petrus den Wasserhahn zu und wir konnten endlich auf Toilette und die Campingbesitzerin fragen, ob der Weg nach Rurre möglich wäre. Sie teilte uns mit, dass es mehrere Tage zuvor keinen Regen gab und die Straße passierbar sei und die Locals fahren sowieso mit ihren frontangetriebenen Toyota Taxis. Also entschieden wir uns für einen „Blitzstart“ und fanden uns 10:15 Uhr bereits auf der Straße nach Caranavi wieder.

Anfangs Asphalt und Spurwechsel – wir fahren links, die anderen rechts. Dann ging es gleich super los – vor uns fuhr ein Schwerlasttransporter mit Bagger hinten drauf und das genau auf der engen Umfahrung der Tunnelbaustelle – dann Stopp, Fahrzeuge kamen uns entgegen, der LKW blieb einfach stehen und nach Auflösen des Verkehrsknäuel schlichen wir weiter diesem hinterher. Wir dachten uns: „Gefühlte 40 Tonnen fahren da gerade an einer supersteilen Hangseite den Berg entlang – bei Regen!“ Nachdem wir an dem „Dicken“ vorbei waren, machten wir Fortschritt, über Stock und Stein und Asphalt erreichten wir nach ca. 2h und 65km Caranavi. Das ging eigentlich – dachten wir uns. 

Die Bedingungen eher suboptimal

Der Tunnel ist noch nicht fertig - also links herum...

...dem Schwerlasttransporter hinterher

Vorbei an zahlreichen Schlaglöchern ging es in die nächste Baustelle, feinster Schotteruntergrund verleitete zum schnell fahren und wir freuten uns. Leider hatte der Regen hier schon recht gut gewirkt. Wo auch anders, als bergauf, erreichten wir ein sehr aufgeweichtes Stück und mussten natürlich anhalten, da die bergab fahrenden LKW’s das Spiel gewonnen hatten – Mist. Wir wollten weiter – keine Chance. Wir ließen uns zurück rollen auf die Spur der Trucks und von da aus schaffte es Berta uns hoch zu wühlen – Herzklopfen pur!!! Gleich darauf kam die nächste Herausforderung - natürlich gab es in der Nacht einen Erdrutsch, der glücklicherweise vom Bagger gerade geräumt wurde. Jedoch hatten die schweren Baugeräte tiefe Furchen inkl. Wasserlauf kreiiert. Der Bauarbeiter winkte uns durch, wir fuhren bis zur Schwellerkante im Schlammwasser durch – yeha geschafft!
Kurz darauf trafen wir auf Daniel und Anita + 2 weitere Reisende (Murphy + Tim aus Deutschland), die gerade von Rurre zurückkamen - kurze Pause, Streckeninfo-Austausch und weiter ging es – keine Zeit verlieren. Natürlich musste gleich danach wieder ein kleines Highlight kommen, ein Taxi steckte fest, ein weiteres gleich danach! Wir schauten uns die Kampflinie der weiteren Fahrzeuge an und beschlossen – Augen zu und durch. Mit der Getriebebefestigung rasierten wir die tiefen Spurrillen und schaukelten uns in Schieflage durch. Puhhhh..... die weiteren 100km ballerten wir weiter, immer die Zeit und den Sonnenuntergang im Auge. Von mega fiesen riesen Kieselsteinen, die den Unterboden von Berta beinahe zertrümmerten über wechselnde Fahrspuren und Schlagloch-Bingo erreichten wir... eine weitere zerfahrene Stelle, na klar. Wieder Kampflinienanalyse und wir wühlten uns durch, der Abschlepphaken setzte so mies auf, dass die Karosserie zitterte und wir mit Berta litten. Der Truck gegenüber blieb zum Glück stehen und wir konnten auch diese Passage „unbeschadet“ überstehen. 

Da geht es jetzt lang...

...wieder eine Tunnelumfahrung

Die Straße als Rinnsal

Das Wetter ändert sich in 20min. Abständen

Nun rückte der GPS Punkt, der die neue Asphaltstraße ankündigte immer näher, ca. 3km noch bis wir auf himmlischen neuen schwarzen Bodenbelag fahren könnten. Die Erleichterung bereits ins Gesicht geschrieben, versetzte uns der Endgegner die Stirn wieder in Sorgenfalten. Es kämpften sich wieder Taxis einen total zerfurchten Abhang hinauf, die Passagiere draußen schauten den Akrobaten zu, wie sie ihre „Familienkombis“ durch den Schlamm trieben. Nun waren wir dran, diesmal zum Glück bergab ging es wie auf Schmierseife den Weg hinab, um dann wirklich, nach ca. 6h und 200km die neue Straße zu erreichen. Ein Traum, Berta glitt ohne Klappern dahin, der Tacho zeigte ungewohnte 60-100km/h an. Die letzte Konzentration galt den massiven Straßenbeschädigungen, die die Straße bereits nach einer Regensaison erlitten hatte. Egal – tanken, kurzer Lunch (gegen 16 Uhr) und Fahrerwechsel, damit Christina die finalen 100km zurücklegt.

Unser Endgegner vs. Toyota Taxi

Zum Glück fahren wie nicht mehr Bus ;)

Kurze Stärkung

Tropentankstelle

Nach ca. 8h erreichten wir tatsächlich Rurrenabaque und bogen in die Einfahrt zum Campingplatz. Jetzt kommt eigentlich das Unfassbare: Nach der Tortur kamen wir die mit runden Steinen gepflasterte Zufahrt nicht hoch – unglaublich. Wir rutschten wie auf Glatteis hinunter, selbst mit starkem Anlauf schafften wir nur ca. 60 % der Steigung und mussten gefasst wegfahren. Dann war alles egal, Bier und Pizza! Beratung über den Nachtplatz und die Eindrücke wirken lassen...
Jetzt kann das eigentliche Abenteuer Rurrenabaque anfangen ;) !

Der 2. Teil folgt in Kürze und später mehr Fotos und Details zur Yungasstraße!

Viele liebe Grüße aus dem Dschungel!


Christina und Torsten!

(Max Adventures Tour Büro / Hotel Oriental - Rurre)

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Finale - sauteure Tage in Südflorida [24.09. - 05.10.2017]

Wie wir im letzten Eintrag schon angekündigt haben, lassen wir euch natürlich auch an den letzten Erlebnissen unserer Reise teilhaben.  Wir verbrachten also noch ein paar Tage bei Familie in Managua, wo wir uns moralisch und packtechnisch auf die Heimreise vorbereiteten. Zusätzlich bekam Torsten noch ein kleines Bau-Projekt übertragen, weil sich Hansi beruflich an die Atlantikküste verabschiedet hatte und Andreas Geburtstag vor der Tür stand.  Außerdem konnten wir an einem Abend mit VIP-Karten am Laufsteg der "Fashion Week Nicaragua" verbringen, da Andrea, Christinas Cousine, als eines der Models dort mitwirkte. Eine ganz andere Welt und das größte Problem stellte dar, was wir an dem Abend anziehen sollten, nachdem wir 8 Monate unsere Kleider "runtergetragen" hatten. Mit familiärer Unterstützung konnte dieses Problem aber auch gelöst werden ;). 1. Lauf - WOW Vorbereitung: Andrea hilft Christina mit der Abendgarderobe aus Auf zu unserer ersten Mo

Die Karibik lässt grüßen und schwitzen [24.08. – 01.09.2017]

Es dauerte nicht lange und ein Bus hielt an, der uns nach Santa Marta zurückbringen sollte, wo wir eigentlich vor hatten noch eine Nacht zu bleiben. Was wäre das Reisen ohne Spontanität... wir entschieden uns also am selben Tag noch nach Cartagena weiter zu fahren. Dazu mussten wir aber trotzdem in Santa Marta den Bus wechseln, was typisch südamerikanisch chaotisch und aufdringlich ablief. Nichtsdestotrotz fanden wir  uns in einem vollklimatisierten Bus inkl. Wifi wieder – was für ein Luxus! Abends in Cartagena angekommen teilten wir uns mit einem schottischen Pärchen ein Taxi in die Innenstadt/Altstadt, die nur so von Hostels, Bars, Essens- und Getränkeständen sowie unzähligen Touris übersäht war. Wir mussten zunächst aber mal unser Hostel finden und bahnten uns mit den schweren Rucksäcken komplett verschwitzt unseren Weg durchs Getümmel. Dort angekommen erfuhren wir, dass wir ins „Bruder-Hostel“ eingecheckt wurden und somit wieder quer durch die Menge ans andere Ende mussten. Nac

Start ins Abenteuer 2017

Hallo liebe Familien, Freunde, Leser und Follower, Wir, Christina und Torsten, wollen euch hier über die Reisen und Abenteuer in 2017 berichten. Die Weltenbummlerin Christina und der "Work and Traveller" Torsten haben sich entschlossen aus dem grauen Alltag zu entfliehen, erneut alle Zelte abzubrechen und eine gemeinsame Herausforderung anzutreten. Am 25.01.2017 fliegen wir nach Buenos Aires, von dort soll unser Abenteuer "Südamerika" beginnen. Ohne genaue Planung wollen wir uns durch den Kontinent bis nach Mittelamerika treiben lassen.