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Zurück in eisige Höhen – Death Road und Titicacasee [28.05. – 31.05.2017]

Um den ganzen Sonntag für die Rückfahrt nutzen zu können, standen wir zeitig auf und um 08.15 Uhr befanden wir uns schon auf der Straße. Es war bewölkt bis neblig und es regnete immer wieder leicht – keine guten Vorzeichen für die im Bau befindliche Straße. Die ersten 150 asphaltierten Kilometer legten wir zügig zurück, notwendigerweise immer wieder im Slalom, um den Schlaglöchern auszuweichen. Wirklich unglaublich wie Mutternatur sich im Eiltempo die neu gebaute Trasse unter ihre Finger krallt -> Fotos!

Geröll = 40 Tonner

Immer noch anwesend

Straße rechts? Nicht mehr da

Sicht?

Slalom im Schlagloch-Schlaraffenland

Zu Beginn der Schotterstraße machten wir wieder Fahrerwechsel und Torsten setzte sich ans Steuer – Gott sein Dank! Nach dem ersten sehr nebligen Pass – Sichtweite von gefühlten 10m – besserte sich das Wetter und auch der Straßenzustand war besser als erwartet. Klar, manche Stellen waren immer noch heikel – trotz 2-spuriger Fahrbahn war nur eine befahrbar, weil sich die rasenden Taxis und LKWs immer nur die beste Seite aussuchten, wobei nicht viel Platz zum Ausweichen übrig bleibt. Auch unser „Endgegner“ und Abschlepphakenzerstörer von vor 7 Tagen wurden über die Woche glücklicherweise planiert – sehr fein. 


Planierter Endgegner

Weiterhin zähe Fahrbedingungen...

...

Nachdem wir heil und ohne große Probleme im ersten größeren Ort ankamen, stellten wir uns schon mental auf das 2. Teilstück ein, was uns auf der Hinfahrt einige Zitterpartien bescherte. Immer darauf wartend, dass diese haarigen Stellen, also wo die Taxis stecken blieben etc., kommen und wir da wieder durchmanövrieren müssen. Die Straße blieb aber verhältnismäßig gut und plötzlich befanden wir uns wieder auf der Asphaltstraße kurz vor Caranavi – wo waren also diese heiklen Passagen geblieben!? Die einzige Erklärung konnte sein, dass die Bauarbeiter über die vergangene Woche ganze Arbeit geleistet hatten und die Straße in wirklich guten Zustand versetzten. Die leicht aufgeweichte Schotterstraße ließ sich „gut schmierig“ fahren und uns flog der Dreck nur so um Berta. 
Wir waren sowas von erleichtert, zeitlich waren wir auch bestens unterwegs – es war erst gegen 13.30 Uhr – und so gönnten wir uns in Caranavi ein Mittagessen. Dabei ließen wir die Strecke Revue passieren und uns ist klar geworden, dass am Wochenende zuvor der Regen einige Erdmassen auf den eigentlich fertigen Schotteruntergrund geschoben hatte und so die „Stecken-bleib-Stellen“ entstanden waren. Für die Bauarbeiter muss das bedeuten, dass nach jedem Regenfall die Strecke neu errichtet werden muss, weil Tonnen an Erde irgendwo runtergekommen sind.

Und immer wieder die Trucks

Das tolle Schild soll anzeigen links zu fahren! <-

Erdrutschumfahrung

Aufgeweichte Straße

Brücke kurz vor der Fertigstellung (oder auch nicht)

Das letzte und dritte Teilstück zum Tagesziel Coroico fuhren wir diesmal teilweise bei Sonnenschein, was die Strecke auch nicht mehr so spooky wirken ließ. Wobei die Tunnelumfahrungen, umgefallenen LKWs und abgebrochenen Straßen nach wie vor nicht den beruhigensten Eindruck hinterließen. Vor uns rollten Brocken auf die Straße, die sich gerade aus dem weichen Seitenhang gelöst hatten – Spitze! 

Tunnel noch nicht fertig - rechts herum

Leider unscharf, aber mit Gegenverkehr

Anzeichen von Menschen

LKW müde - muss schlafen gehen

Jeden Tag die Wassermassen

Brücke 2.0

Suboptimale Bedingungen

Das Wasser kommt schlicht aus dem Hang/Gestein

Pause für Berta - die Sau ;)

Leichte Beladung

Aber trotz dessen erreichten wir Coroico recht zügig. So fuhren wir diesmal hoch in den Ort, um uns einen Schlafplatz zu suchen. Wir wurden mit runden Steinen gepflasterten Straßen und sehr steilen Gassen empfangen  – Erinnerungen an die Auffahrt-Misere in Rurre wurden wach! Dennoch erreichten wir heil den Campingplatz Gekko bei Luis mit einer spektakulären Aussicht ins Tal und auf die umliegenden Berge. Dies entschädigte für den langen Fahrtag. Generell war Coroico einen Abstecher wert, das Panorama und das leckere Abendessen in der „Backstube/Carlas Garden Pub“ überzeugten uns endgültig. 

Ausblick vom Hostal/Camping Coroico

Schmutzige Berta

Der nächste Tag begann mit einem Frühstück  gerichtet von Luis, mit außergewöhnlicher Qualität, im Garten und Blick ins Tal und auf die nahe Herausforderung – Yungas Straße, Death Road, Totesstraße, Ruta de la Muerte...

Guten Morgen...

...und los!

Bevor wir so tollkühn ins Abenteuer fuhren mussten wir erstmal die Straße am Campingplatz wieder hoch kommen. Mit Schwung donnerten wir die gepflasterte Straße hinauf und schafften es tatsächlich beim ersten Anlauf, aber unser Puls war jetzt schon auf 180, am frühen Morgen. Auf ging es Richtung Yolosa, dort fängt die vielbesagte Straße an. Als erstes ging es gleich durch ein Bächlein – zum aufwärmen.

2. Warmfahrübung

Weiter fuhren wir entspannt den Berg hinauf, die Straße im regen Wechsel zwischen 1 oder 2 Spuren, aber top geschottert. Nach einigen Höhenmetern erreichten wir unseren Puls-Höhepunkt des Tages. Vor uns lag ein steiler Anstieg mit Rechtsknick. Wir fuhren hoch in den Scheitelpunkt der Kurve und Torsten stoppte in der Annahme es geschafft zu haben... logisch musste Christina davon ein Foto schießen bis Torsten die Fahrt fortsetzen wollte ( - wie DUMM - ). Dann rollte Berta ein Stück zurück und Torsten versuchte anzufahren! Kein Grip, die Räder drehten leicht durch. Torsten versuchte nicht weiter die Räder „wickeln“ zu lassen, um Berta nicht seitlich in Richtung Abgrund zu treiben. Christina versuchte rückwärts einzuweisen und Torsten die Bremse gefühlvoll zu lösen. Jedoch war es so rutschig, dass die eingeschlagenen Räder nicht in die Richtung wollten, wie es das Lenkrad vorgegeben hatte. Dennoch schafften wir es Berta auf dem schmalen Stück rückwärts herunterrollen zu lassen. Anlauf und wieder hoch! Torsten unterschätzte die bereits zurückgegangene Motorleistung (aufgrund der Höhe) und am Scheitelpunkt verreckte, im 2. Gang, fast der Motor – F*** – schon wieder die gleiche Stelle. Wahhhhhh!!! Selbes Spiel und diesmal mit genügend Schwung und Kampflinie konnten wir diesen Punkt endlich hinter uns lassen. "Na hoffentlich kommen keine weiteren Pulshochtreiber" - dachten wir uns. 

Das sieht echt nicht steil aus, war es aber!!!

Der "dumme Stopp"

Wir konnten zunächst die weiteren Kurven nicht genießen, irgendwie saß das tief in den Knochen. Wir kletterten weiter (in Summe ca. 2000Hm auf 30km) und die Vegetation schien die Straße in ihren Besitz zu nehmen. Links und rechts grün, von oben Wasser, am Straßenrand ging es sau steil hinab. Laut Artikeln im Internet handelt es sich um einen der steilsten Abgründe der Welt. Mehrere hunderte Meter konnten wir teils hinunterschauen. Da auf der Straße Linksverkehr herrscht, blieben wir immer schön an der „Bergseite“ (Grund: Man fährt bergab links am Abgrund, sodass die links sitzenden Lenker bei Gegenverkehr besser den Fahrbahnrand/Abgrund einsehen können). Auch ist kein regulärer Betrieb mehr auf der Straße, lediglich die Mountainbiker kamen uns entgegen und deren Tourbusse. Überhaupt Gegenverkehr, wie vor 2006, mussten wir nicht (be)fürchten. Bevor wir jedoch auf die Adrenalinjunkies trafen, kamen wir an einer der „Hauptattraktionen“ an. Einer lang gezogenen Rechtskurve, einspurig, nass und übersät mit Wasserfällen, die sich bereits 100m oberhalb  auf die Straße ergossen. Wow, was für eine Atmosphäre, Fotoshooting war angesagt. Christina fuhr, Torsten knipste und anders herum. Die Dusche war ganz nett für Berta, so fuhren wir absichtlich langsamer durch, um den Brust hohen Schlamm abzuwaschen. Wir „alle“ waren klitschnass und fuhren weiter, immer wieder ergaben sich tolle Fotomotive und die Kante zum Abgrund war unfassbar. Man musste immer neugierig schauen und dann wieder zurückspringen, weil man bemerkte, dass es da verdammt nochmal tief runter ging. Hier wird jeder kleinste Fehler mit großem Unglück  bestraft! Wir blieben unserer Spur treu, schossen ein paar coole Brückenfotos und wichen vorbei rauschende Radelfahrern aus. Wir passierten auch unzählige Kreuze teils von Motorradfahrern, Mtb-ern oder Busunglücken. Nach ca. 3h war der Spuk vorbei und wir fuhren auf die „neue“ Passstraße (seit 2006), um weiter Richtung La Paz und Titicacasee zu kommen.

Duschen...

Straßenverlauf mit 1,5 Spuren

Approach ins Grüne

...wieder duschen...

...und nochmal

Wasserfälle von weit oben


Das kleine Kind kommt heraus

Unglaublicher Blick


Puente de Diablo

STEEEEIIIILLLL

NATÜRLICH, hatten die „La Paz-er“ wieder mal Straßen-/Sitzblockaden errichtet, sodass die Haupstraße durch La Paz zu war. Na toll – auf geht’s in die kleinen supersteilen Gassen und so versuchten wir das Chaos zu umfahren. Mit regelmäßigen Wutausbrüchen und harter Fahrweise schaffte es Torsten uns nach ca. 2h aus dem Großraum La Paz zu boxen. „Boar ey wat für ein Gefahre, Mann!“ Endlich draußen, mussten wir nur mehr durch El Alto durch. Leider gab es die Auffahrt zur Transitroute Richtung See noch nicht (Erdwall). Wie um Himmels Willen soll man auf die neu gebaute Straße (fast fertig) kommen?! Wieder irrten wir durch die Gassen, bis wir nach einer nicht unwesentlichen Flussdurchquerung (im Stadtgebiet) endlich die richtige Asphaltstraße fanden. 
So hieß es Endspurt mit 120 Sachen nach Copacabana am Titicacasee (noch Bolivien). Natürlich gab es dennoch kein Ende an Abenteuern auf Boliviens Straßen. Die Fähr-Überfahrt auf dem Weg zum Ziel war alles andere als modern, mit dem Holzkutter (für 2 Fzge.) ging es 10 min über den See.

"Boot"

Mit teils Motor und Handbetrieb

LKW Version

Titicacasee

...nach Copacabana

Vor Einbruch der Dunkelheit - Camping suchen, dann Touri-Restaurants unsicher machen und SCHLAFEN!
Nach diesen recht vielen Abenteuern in den vergangenen Wochen ist Pause angesagt. 

Peru - Puno, Inseln und vieles mehr im nächsten Bericht...

...bis dahin,

Lots of Love from Peru – Christina und Torsten



(Casa Blanca – Puno, Peru)

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